Original, Kopie und Aneignung

Gedanken zur Ausstellung “Weitermachen”.
Schon längst sind das Zitat, der Fake und die Kopie anerkannte Bestandteile von Kulturproduktion. Während früher das Original, das Echte, das Authentische als das einzig wahre galt, wurde mit dem Einzug der Popart und nachfolgenden Kunstrichtungen die Aneignung von Bestehendem zur legitimen Kunstform. Der Glaube an die Möglichkeit eines Originals nimmt zunehmend ab, wird man sich allgemein der Tatsache immer bewusster, dass jedes Schaffen sich auf etwas voran gegangenes bezieht. Zudem erlangen künstlerische Werke ihre Wirkmächtigkeit zu einem großen Teil durch Reproduktion und Nachahmung. Ein Original gewinnt häufig erst an Relevanz durch seine Kopien. Mit den Prozessen der Aneignung durch Kunstschaffende und durch die Populär­kultur verfestigt und etabliert sich die Bildwirkung. Dies geschieht einerseits durch Vervielfältigung (zum Beispiel Posterdrucke) und andererseits durch die Appropriationen durch KünstlerInnen, für die das Werk zur Inspirationsquelle wird. Dabei ist jede künstlerische Aneignung zugleich eine Transformation. Das Original, das Vorbild wird aus seinem ursprünglich Kontext heraus gelöst und mit dem Prozess der Appropriation in einen neuen Kontext gebracht. Indem KünstlerInnen sich bestehender Werke bedienen, diese analysieren und für sich interessant machen, kommen in der Überarbeitung bestimmte Aspekte des Ursprungswerk erst durch die spezifische Affirmation zum Vorschein. So hat die Appropriationskunst neben der Kunstkritik einen eigenen Stellenwert, wenn es um die Untersuchung von Bildwirksamkeit und Wirkmächtigkeit geht. Zugleich entstehen Arbeiten, die einen eigenen Werkcharakter haben und eine ebenfalls eigene künstlerische Qualität aufweisen.